Körperschemastörung
Als Magersüchtig gelten Personen, die ihr Normalgewicht um 15 % unterschreiten. Zur Berechnung verwendet man den Body-Maß-Index BMI (Gewicht in kg/Größe in m2). Liegt der Wert unter 17,5 spricht man allgemein von Magersucht. Anorektiker verlieren manchmal bis zu 20 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichts innerhalb von weniger als sechs Monaten. Oft magern sie insgesamt auf 45 Prozent ihres Gewichts ab und wiegen am Ende nur noch 30 Kilogramm.
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Die meisten Erkrankten werden von dem Wunsch, schlank zu sein angetrieben. Daher beginnt die Krankheit oft nach einer Diät. Viele Menschen haben schon einmal eine Diät gemacht, doch wer eine gesunde Körperwahrnehmung hat, beendet das Fasten, wenn das Wunschgewicht erreicht wurde. Doch einige Personen können nicht einfach wieder anfangen zu essen. Sie halten sich für zu dick, selbst, wenn sie bereits untergewichtig sind. Sie haben eine verzerrte Wahrnehmung ihres Körpers und erkennen nicht, dass ihre Abmagerung ihre Gesundheit stark gefährdet und sogar lebensbedrohlich ist. Die so genannte Körperschemastörung ist der Grund dafür, dass Magersüchtige immer verhängnisvollere Methoden, um immer weiter abzunehmen entwickeln. Ihr Augenmerk richtet sich dabei besonders auf bestimmte Körperteile, wie Oberschenkel, Bauch oder Hüften.
Ursachen der Magersucht
Mehrere Faktoren beeinflussen die Entstehung der Magersucht: seelische, gesellschaftliche, familiendynamische, suchtspezifsche und biologische Faktoren.
Anforderungen der Pubertät zu bewältigen
Als möglicher Grund für das Hungern wird oft die Angst vor dem Erwachsenwerden diskutiert. Magersüchtige berauben sich ihrer sekundären Geschlechtsmerkmale und verringern damit die Signalwirkung des Körpers. Ein kindliches Körperbild wird erreicht, dass sie vor Problemen schützt, die sich mit der erwachenden Sexualität ergeben. So wird die sexuelle Signalwirkung des Körpers reduziert. Studien haben ergeben, dass sexuelle Regungen bei Magersüchtigen häufig gar nicht oder nur angstbehaftet wahrgenommen werden.
Familiendynamik
Konflikte innerhalb der Familie können ebenfalls die Ursache für Magersucht sein. Magersucht tritt häufig in Familien auf, in der starke Kontrolle herrscht und die Familienmitglieder keine Rückzugsmöglichkeiten haben. In diesen Familien wird nicht auf emotionalen Bedürfnisse und Gefühle Rücksicht genommen. Zwar erscheinen die Familien nach außen hin geradezu mustergültig zu sein, doch es mangelt ihnen an emotionalen Bindungen.
Die Magersüchtigen sind oft überangepasste Persönlichkeiten, die in den Kontrollfamilien wenig selbstständig agieren können und das Gefühl haben, nie sie selbst sein zu können. Sie haben das Gefühl, unter einem familiären Leistungs- und Erfolgsdruck zu stehen. Bisher haben sie ihre Rolle perfekt ausgefüllt und niemals rebelliert. Magersüchtige geben zu, dass ihre Krankheit ihnen das Gefühl gibt, wenigstens über ihren eigenen Körper die Kontrolle zu haben und über ihn selbst bestimmen zu können. Sie ist ein Mittel, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von Mutter und Vater zu bekommen. Außerdem kann die Krankheit ein unbewusster Schrei nach mehr Beachtung, Zuwendung und Liebe sein. Die Magersucht ist ein Mittel der Kranken, unbewusst die Aufmerksamkeit auf sich und ihre Bedürfnisse zu lenken.
Auch andere Erlebnisse innerhalb der Familie oder des bekannten Umfelds (Missbrauch, Gewalt) können verdrängt worden sein. Die Nahrungsverweigerung gilt auch als stummer Protest, wenn der seelische Druck nicht mehr bewältigt werden kann.
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Viele junge Frauen geraten in die Magersucht, da sie dem Druck der Gesellschaft nicht gewachsen sind. Medien propagieren ein übertriebenes Schlankheitsideal und suggerieren, dass Glück, Zufriedenheit und Erfolg daran hängen. Wer das erreichen will, muss schön sein und wer als schön gelten will, muss schlank sein, denken die jungen Frauen und beginnen, extrem auf ihr Gewicht zu achten. Das eigene Erscheinungsbild erscheint ihnen nicht gut genug.
In der heutigen Zeit herrscht ein Schönheits- und Schlankheitswahn, dem sich kaum jemand verweigern kann. Erkennbar ist dies daran, dass schon fast jede Frau einmal eine Diät gemacht hat – für viele der Einstieg in die Magersucht. Besonders in der Pubertät wird das Idealbild zum Problem. Die Mädchen entwickeln weibliche Formen und empfinden dieses oft als „dick werden“. Die Lösung besteht bei ihnen darin, die neuen Rundungen wieder los zu werden.
Auch für Männer wird das in den Medien geprägte Idealbild vom trainierten Muskelmann zum Problem. Besonders junge Männer in der Pubertät, glauben zu schwächlich zu erscheinen. Sie treiben sich hauptsächlich mit übertriebenen Sport, Entwässern oder Steroiden an den Rand ihrer Gesundheit.
Weiterlesen: Magersucht Folgen und Therapie.