Halbzeitvegetarier basiert auf einer einfachen Idee: Statt Dogmen oder Verzicht zu predigen, tragen wir zu einer offenen Auseinandersetzung mit dem Thema gesunder und nachhaltiger Ernährung bei.
Zwei halbe Vegetarier sind auch ein ganzer!
Unter diesem Motto schließen sich Paare zusammen und halbieren gemeinsam den Fleisch- und Fischkonsum.
Auf dieser Seite haben wir die Informationen der Seite Halbzeitvegetarier.de veröffentlicht, die leider nicht mehr erreichbar ist. Die Inhalte wurden mit Hilfe des Internet Archives (Wayback Machine) wiederhergestellt.
Wie funktionierts?
Es ist ganz einfach, HalbzeitvegetarierIn zu werden. In den folgenden Schritten erklären wir euch, wie es geht.
1. Schließt euch zusammen
Zu zweit geht es doppelt so gut. Nehmt zum Beispiel die Freundin, mit der ihr schon oft darüber gesprochen habt, dass es eigentlich besser wäre, kein Fleisch zu essen. Oder versucht es mit dem Typen, der mindestens drei Burger essen muss, um satt zu werden. Vielleicht hat ja auch eure Oma Lust auf ein Experiment. Oder eure Mitbewohnerin, die gern neue Kochrezepte ausprobiert.
2. Sprecht über das Projekt
Welches sind für euch die schlagenden Argumente, Halbzeitvegetarier zu werden? Woran hängt ihr besonders? Und worauf könnt ihr euch am ehesten vorstellen, zu verzichten?
Macht euch bewusst, wie häufig ihr Fleisch und Fisch esst. Oft zählen wir Mahlzeiten gar nicht als fleischlastig, weil die tierischen Zutaten nur einen geringen Anteil ausmachen. Spaghetti Bolognese zählen ebenso wie der Eintopf mit Huhn, die Pizza mit hauchdünnem Parmaschinken oder der Avocado-Lachs-Bagel. Beobachtet euer Essverhalten ein paar Tage lang und bestimmt so den wöchentlichen Durchschnittswert eures Fleisch- und Fischkonsums.
3. Halbiert euren Fleischkonsum
Habt ihr ähnliche Essgewohnheiten, addiert eure Ausgangsmengen und teilt sie durch vier: Der verbleibende Betrag soll ab jetzt der Höchstwert eurer Fleisch-oder-Fisch-Mahlzeiten pro Woche sein. Hat die eine von euch bisher beispielsweise ungefähr 7x pro Woche Fleisch gegessen und der andere 5x Fisch, liegt euer Projektwert bei 3.
Wenn sich eure Ausgangswerte stark voneinander unterscheiden, macht es mehr Sinn, dass jeder die Hälfte seiner eigenen Startmenge isst.
4. Startet die Probewoche.
Vielleicht entdeckt ihr eine vegetarische Alternative, die euch sogar besser schmeckt als das Gericht, dass ihr bisher bestellt habt. Oder ihr probiert selbst ein neues Rezept aus. Teilt solche Entdeckungen mit anderen Halbzeitvegetariern, z.B. auf Facebook. Um einen Überblick über den Verlauf des Projekts und die Änderungen eurer Essgewohnheiten zu behalten, nutzt doch den Halbzeitvegetarier-Wochenplan!
5. Trefft euch und tauscht euch über den Verlauf der Woche aus.
Ist es euch gelungen, halb vegetarisch zu essen? Wo seid ihr schwach geworden? Wann habt ihr erfolgreich widerstanden? Und ganz ehrlich: Was hat am Besten geschmeckt? Besprecht mit eurem Partner, wie es weitergehen soll. Versucht ihr es in den nächsten Wochen weiterhin mit demselben Wert?
Video
Halbzeitvegetarier im Bericht aus Brüssel
Inhalt
- Wie funktionierts?
- Video
- Weshalb weniger Fleisch?
- Die Tierhaltung ist weltweit für 18 Prozent aller menschliche verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
- Die Erzeugung tierischer Produkte ist enorm wasserintensiv.
- Tierhaltung und Fleischerzeugung tragen stark zur Umweltverschmutzung und –zerstörung bei.
- Im Schnitt ist ein Aufwand von sieben pflanzlichen Kalorien notwendig, um eine tierische Kalorie zu erzeugen.
- Um die enormen Mengen billigen Fleisches und Fisches zu liefern, die wir derzeit konsumieren, muss die Industrie zwangsläufig moralische Standards überschreiten, die den meisten selbstverständlich erscheinen.
- Menschen brauchen Eiweiß, nicht Fleisch
Weshalb weniger Fleisch?
Zugegeben: Es ist keine große Neuigkeit, dass unser Fleischkonsum negative Folgen hat. Bemerkenswert sind jedoch die Vielfalt seiner Konsequenzen und die Schlagkraft der Argumente, die für eine vegetarische Ernährung sprechen.
Deshalb wollen wir hier noch einmal die verschiedenen guten Gründe darstellen, die eine Verringerung des Fleisch- bzw. Fischkonsums nahe legen. Es wird sich zeigen, dass erstaunlich viel zur Lösung globaler Probleme beigetragen werden kann, wenn wir unsere Ernährung weitgehend umstellen.
Die Tierhaltung ist weltweit für 18 Prozent aller menschliche verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Neue Zahlen machen die Fleisch- und Milchproduktion insbesondere in der industriellen Landwirtschaft dafür verantwortlich, einen erhebliche Beitrag zum Klimawandel zu leisten – bei steigender Tendenz. Im Fall von CO2 beträgt der Anteil weltweit neun Prozent, bei Methan sogar ein Drittel und bei Lachgas fast zwei Drittel. Damit belastet die landwirtschaftliche Nutztierhaltung das Klima deutlich mehr als der gesamte Transportverkehr der Welt zusammengenommen – Autos, Eisenenbahnen, Schiffe und Flugzeuge mit 13,5 Prozent. Die drei Hauptquellen sind Landnutzungsänderungen (vor allem durch die Entwaldung für Futtermittel und Weideland), die Erzeugung und Aufbringung von synthetischen und organischen Düngern sowie die mikrobielle Verdauung von Wiederkäuern. Dass im Energiebereich Maßnahmen ergriffen werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern, ist für uns inzwischen selbstverständlich. Unseren Lebensstil zu verändern, stellt jedoch einen ebenso ambitionierten wie effektiven Weg dar, das Klima zu stabilisieren.
Durch eine Reduktion des Fleischkonsums könnten der Klimawandel entscheidend begrenzt und die durch ihn verursachten Kosten um weltweit 20 Milliarden US-Dollar verringert werden.
Die Erzeugung tierischer Produkte ist enorm wasserintensiv.
Wie viel Wasser wir verbrauchen, hängt nicht maßgeblich davon ab, wie viel wir trinken oder für Kochen, Waschen und Körperpflege benötigen. Am stärksten wird unser Wasserbedarf indirekt, über unsere Ernährung, bestimmt. Pro Person werden je nach Ernährungsweise für den Anbau von Nahrungsmitteln täglich 2.000 bis 5.000 Liter Wasser benötigt, wobei tierische Produkte deutlich ressourcenintensiver als die Erzeugung von pflanzlicher Nahrung sind: Für die Produktion von einem Kilogramm Äpfel sind im Schnitt 700 Liter Wasser, für 1 kg Kartoffeln 900 Liter notwendig. Für 1 kg Rindfleisch beträgt der Wasserverbrauch hingegen 15500 Liter.
An einem Tag, an dem wir uns vegetarisch ernähren, sparen wir bis zu 90 Badewannen voll Wasser.
Insbesondere in Ländern, die stark von Wassermangel und Dürre betroffen sind, zieht die wasserintensive Produktion von Fleisch häufig immense ökologische Konsequenzen und soziale Ungerechtigkeit nach sich. Doch auch Deutschland und andere Teile Europas verzeichnen stetig schrumpfende Trinkwasserressourcen. Neben der (Trink-)Qualität ist insbesondere die mengenmäßige Verfügbarkeit von Wasser entscheidend für funktionierende Ökosysteme, für unsere Gesundheit und letztlich auch für wirtschaftliches Wachstum.
Tierhaltung und Fleischerzeugung tragen stark zur Umweltverschmutzung und –zerstörung bei.
Vor allem die landwirtschaftliche Nutzung schmälert das Vorkommen sauberen Wassers: Massenhafte Tierhaltung und Fleischerzeugung führen durch tierische Exkremente nicht nur zu Geruchsbelästigung und erhöhter Gefahr der Krankheitsübertragung von Tier auf Mensch, sondern tragen enorm zur Verschmutzung des Grund- und Oberflächenwassers bei, indem sie über Düngung und Abwässer in die Umwelt gelangen. Die Belastung der Flüsse und Seen führt auch zur Überdüngung der Weltmeere, was unter anderem das Absterben der Meeresbodenfauna zur Folge hat. Schwefel- und Salpetersäure, die sich in der Atmosphäre aus großen Mengen von durch Tierhaltung verdunsteten Stoffen bilden, sind für die Entstehung des „Sauren Regens“ und somit auch des Waldsterbens mitverantwortlich.
Täglich werden riesige Flächen unersetzlicher Urwälder zur Gewinnung von Weideflächen und für Anbauflächen von Futtermitteln unwiederbringlich zerstört. Unzählige artenreiche Landschaften haben schon der Viehwirtschaft und Monokulturen weichen müssen, wodurch Zehntausende von Pflanzen- und Tierarten aussterben.
Insgesamt 80 Prozent des Regenwaldverlustes im Amazonasgebiet gehen auf das Konto der Tierhaltung.
Im Schnitt ist ein Aufwand von sieben pflanzlichen Kalorien notwendig, um eine tierische Kalorie zu erzeugen.
Um 1kg Rindfleisch zu gewinnen, werden 10 kg Getreide benötigt. Zur Zeit werden weltweit deshalb 30 bis 50 Prozent der gesamten Getreide- und 90 Prozent der Sojaernte an Tiere verfüttert. Um die Fleis chmengen zu produzieren, die wir verbrauchen, werden massiv Futtermittel aus so genannten „Entwicklungsländern“ importiert. Ernteerträge, die als Futtermittel verwendet werden, stellen eine starke Konkurrenz für den Anbau von Nahrungspflanzen für den direkten menschlichen Verzehr dar. Institutionen wie die WTO, die Weltbank, der IWF und die EU haben über Exportsubventionen in zahlreichen Ländern kleinbäuerliche Strukturen abgeschafft, die durch regionale Selbstversorgung eine weltweite Verteilung der Nahrungsmittel gewährleisten könnten. Das Fehlen genau dieser Nutzflächen für pflanzliche Nahrung hat oft verheerende Konsequenzen. Mehr als eine Milliarde Menschen ist permanent schwer unterernährt, täglich sterben 100 000 Menschen an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. Dem Welternährungsbericht zu Folge könnte die weltweite Landwirtschaft insgesamt zwölf Milliarden Menschen normal ernähren (2700 Kalorien pro Kopf täglich) – also fast doppelt so viele wie auf der Welt leben. Durch eine Senkung des Fleischkonsums könnten große Anbauflächen und Getreidemengen zugunsten der menschlichen Ernährung statt für die Viehmast genutzt werden.
100 Millionen Menschen könnten zusätzlich ernährt werden, wenn die Industrieländer ihren Fleischverbrauch um nur 10% reduzieren würden.
Um die enormen Mengen billigen Fleisches und Fisches zu liefern, die wir derzeit konsumieren, muss die Industrie zwangsläufig moralische Standards überschreiten, die den meisten selbstverständlich erscheinen.
Die Nachfrage nach billigem Fleisch bzw. Fisch und der ansteigende Verbrauch haben die Massentierhaltung zu einem profitablen Geschäft gemacht. Inzwischen stammen in Deutschland etwa 96% aller Rinder und 98% aller Hühner und Schweine, die für den Verzehr bestimmt sind, aus Massentierhaltung. Diese strebt danach, eine maximale Menge an Fleisch, Milch und Eiern so schnell und billig wie möglich bei möglichst minimaler Platzanforderung zu produzieren. Dies zieht eine dramatische Verschlechterung der Lebenssituation und des Todes unserer Nutztiere nach sich. Da Beengtheit die wesentliche Grundlage für Erkrankungen bietet, werden die Tiere mit hohen Mengen an Pestiziden und Antibiotika gefüttert und besprüht, die sich in ihren Körpern ansammeln und beim Verzehr auf Menschen übergehen, was für diese wiederum zu ernsthaften Gesundheitsgefährdungen führt. [5]
Industrielle Fischerei ist nicht genau dasselbe wie Massentierhaltung, aber Teil desselben landwirtschaftlichen Prinzips. Dies zeigt sich deutlich in der Aquakultur und auch beim Wildfang. Der kommerzielle Fischfang beeindruckt einerseits durch sein Ausmaß – inzwischen sind Fischbestände der Weltmeere in existentieller Gefahr, über 80 Prozent gelten nach Schätzungen der FAO trotz internationaler Regelungen und Fangquoten als überfischt – als auch durch seine schonungslosen Fangtechniken. Diejenigen Tiere (neben Meeresfischen sind auch Seevögel, Wale, Delfine und Schildkröten betroffen), die in Schleppnetzen und an Langleinen hängen bleiben, jedoch nicht das ursprüngliche Fangziel gewesen sind, werden zum größten Teil tot über Bord geworfen. Dieser so genannten „Beifang“ macht bis zu 90% des Fangs aus.
Durch ein verantwortungsbewusstes Konsumverhalten lassen sich die Probleme der modernen Massentierhaltung beeinflussen.
Menschen brauchen Eiweiß, nicht Fleisch
Allen Mythen zum Trotz: Eine ausgewogene und vollwertige vegetarische Ernährung enthält sämtliche vom menschlichen Körper benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge. Dabei können nicht nur genügend Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen, sondern auch bestimmte Erkrankungen behandelt bzw. vorgebeugt werden. Ernährungswissenschaftliche Studien zeigen, dass Vegetarier eine höhere Lebenserwartung haben, weniger übergewichtig sind und seltener krank werden.