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Was ist Legasthenie ?
Klarstellung von Fremdworten und Abkürzungen
Als Synonym für Legasthenie wird oft „Dyslexie“ oder auch „Lese-Rechtschreib-Störung“ verwendet.
Daneben gibt es den Begriff der „Lese-Rechtschreib-Schwäche“ (LRS). Im Alltag wird oft wird nicht klar zwischen Legasthenie und LRS unterschieden, mehr dazu weiter unten.
Beschreibung
Einige Kinder haben ungewöhnlich große Schwierigkeiten mit dem Erlernen der Schriftsprache, obwohl sie weder dumm noch faul sind.
Legasthenie ist eine schwerwiegende Störung des Erwerbs von Lese- und/ oder Rechtschreibfähigkeiten, die sich weder durch eine unterdurchschnittliche Intelligenz, eine fehlerhafte oder mangelnde Beschulung, den Verlust von bereits erworbenen Lese- Rechtschreibfähigkeiten, noch durch Traumen oder neurologische Erkrankungen erklären lässt. Eine Legasthenie liegt nicht vor, wenn Erkrankungen der Sinnesorgane (periphere Hör- und Sehproblem) vorliegen. Legasthenie zählt zu den sogenannten „Teilleistungsschwächen“, so wie auch die Dyskalkulie (umschriebene Rechenschwäche) oder das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS, ADHS).
Offizielle Definition
Gemäß der ICD-10 (internationale Klassifikation der Krankheiten) ist das Hauptmerkmal der „Lese- und Rechtschreibstörung“ eine „bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist.“ Außerdem sind die „normalen Muster des Fertigkeitserwerbs von frühen Entwicklungsstadien an gestört“ und „nicht einfach Folge eines Mangels an Gelegenheit zu lernen; es ist auch nicht allein als Folge einer Intelligenzminderung oder irgendeiner erworbenen Hirnschädigung oder -krankheit aufzufassen.“
Hinweis: Die eigentliche Bedeutung des Begriff „Legasthenie“ (legere, [lat.) ‚lesen’ und asthenie (griech.) ‚Schwäche’) wurde von dem Budapester Neurologen Paul Ranschburg (1928) notwendigerweise mit Rechtschreibschwäche verbunden, da diese nahezu immer mit einer Leseschwäche einhergeht. Die Leseschwäche äußert sich darin, dass die nötige Lesefähigkeit eines Kindes nicht ausreicht, um einen seiner geistigen Entwicklung angepassten Lesestoff zu verstehen. Da die Leseschwäche mit dem Älterwerden oft kompensiert werden kann, haben viele Autoren bei der Erforschung der Legasthenie jedoch die Rechtschreibleistung, z.B. als Grundlage für Studien, verwendet.
Interpretation
Die Definition teilt alle Betroffenen in zwei Gruppen: eine Gruppe, bei denen die Schwierigkeiten durch eine der aufgezählten Ursachen erklärbar sind, und die übrigen, bei denen dies nicht der Fall ist. Die erste Gruppe hat 'nur‘ Lese-Rechtschreib-Schwäche, die zweite Gruppe hat Lese-Rechschreib-Störung, also ‚echte‘ Legasthenie.
Anwendung
Der heutige Begriff der Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) wurde von Pädagogen geprägt. Dieser Begriff erfasst alle Menschen, die eine Schwäche in der Fähigkeit, das Lesen und Schreiben zu erlernen, zeigen. Es wird keine Aussage über andere Fähigkeiten gemacht und es gibt keine deutliche Begriffsabgrenzung z.B. zum Analphabetismus. Der Begriff der Legasthenie dagegen bezeichnet eine isolierte Störung des Schriftspracherwerbs, und bedarf daher einer genauen Diagnose mit Abgrenzung von anderen Teilleistungsstörungen.
Diese Trennung wird nicht einheitlich angewendet. Teilweise wird der Begriff Legasthenie für jede Lese-Rechtschreib-Schwäche benutzt, teilweise wird umgekehrt die Bezeichnung LRS nur bei Erfüllung des Diskrepanz-Kriteriums (s.u.) verwendet, oft wird überhaupt nicht zwischen beiden Gruppen unterschieden und alle Begriffe werden synonym benutzt.
Hinweis: Selbst wenn die offizielle Definition zugrunde gelegt wird, können Interpretationsspielräume unterschiedlich genutzt werden, beispielsweise die Frage, wie groß die Diskrepanz zwischen Rechtschreibleistung und Intelligenz mindestens sein muss, um als ‚echte‘ Legasthenie zu qualifizieren. Es gibt nämlich keinen offensichtlich richtigen Grenzwert, die Messwerte verteilen sich kontinuierlich über einen großen Bereich. Bei vielen Texten ist nicht erkennbar, welche Definition von den Verfassern zugrunde gelegt wird.
Praxis
Unabhängig von der offiziellen Definition stellt sich in der Praxis in jedem Einzelfall vorwiegend die Frage, wie geholfen werden kann.
Die Diagnose, ob die Diskrepanz zwischen Rechtschreibleistung und Intelligenz das angesetzte Limit erreicht oder verfehlt hat, löst in beiden Fällen nicht das Problem der Betroffenen.
Daher ist die offizielle Definition vorwiegend von Bedeutung für die Frage, ob es möglich ist, eine Legastheniebescheinigung für die Vorlage bei der Schule zu erhalten. Diese kann sehr hilfreich für das notwendige Gespräch mit den Lehrern sein, kann bei verständnisvollen Pädagogen auch überflüssig sein.
Das bedeutet nicht, dass die Diagnose ob LRS oder Legasthenie überflüssig ist, denn diese Diagnose ist aufgrund der Definition der Legasthenie eine Ursachensuche, zumindest der erste Schritt dieser Suche. Die Kenntnis der Ursache(n) ist wichtig, um möglichst gezielt helfen zu können.
Was ist LRS ?
LRS und Legasthenie
Definition: Legasthenie ist eine schwerwiegende Störung des Erwerbs von Lese- und/ oder Rechtschreib-Fähigkeiten, die sich weder durch eine unterdurchschnittliche Intelligenz, eine fehlerhafte oder mangelnde Beschulung, den Verlust von bereits erworbenen Lese- Rechtschreibfähigkeiten, noch durch Traumen oder neurologische Erkrankungen erklären lässt. Eine Legasthenie liegt auch nicht vor, wenn Erkrankungen der Sinnesorgane vorliegen (periphere Hör- und Sehprobleme).
Der heutige Begriff der Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) wurde von Pädagogen geprägt. Der Begriff erfasst alle Menschen, denen das Erlernen von Lesen und Schreiben schwerfällt. Es wird keine Aussage über andere Fähigkeiten oder über mögliche Ursachen gemacht, es gibt keine deutliche Begriffsabgrenzung z.B. zum Analphabetismus.
In der Schule wird meist nicht zwischen LRS (Lese-Rechtschreib-Schwäche) und Lese-Rechtschreib-Störung bzw. Legasthenie unterschieden, obwohl das für die Ursachen-Suche und somit für gezielte Hilfe wichtig wäre, siehe weiter unten.
Die offizielle Definition von Legasthenie (siehe Kasten) teilt alle Betroffenen in zwei Gruppen: eine Gruppe, bei denen die Schwierigkeiten durch eine der aufgezählten Ursachen erklärbar sind, und die übrigen, bei denen dies nicht der Fall ist. Die erste Gruppe hat 'nur‘ Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), die zweite Gruppe hat Lese-Rechschreib-Störung, also ‚echte‘ Legasthenie.
LRS Therapie
In der Schule erhalten meist alle von LRS betroffenen Kinder der selben Schule die selbe Therapie, unabhängig von der individuellen Ursache: früher meist gar keine, heute zunehmend zusätzlichen Förderunterricht.
Damit kann natürlich vielen Kindern geholfen werden. Manche brauchen einfach mehr oder individuellere Förderung, manche brauchen vielleicht auch einfach einen anderen Lehrer oder eine andere Lehr-Methode. Aber auch bei Schülern, bei denen die Ursache der LRS eine andere ist, wird sich oft die Lesekompetenz und Rechtschreibung durch Nachhilfe zunächst verbessern, weil sie dann eine andere Strategie anwenden, und sei es durch Auswendiglernen.
Jedoch haben einige Kinder ungewöhnlich große Schwierigkeiten mit dem Erlernen der Schriftsprache, obwohl sie weder dumm noch faul sind. Bei ihnen führt noch mehr Üben irgendwann zu gar keiner Verbesserung mehr, im Gegenteil, es bewirkt nur noch mehr Frust und Ärger.
Bei diesen Kindern sollten die individuellen Fähigkeiten und Schwächen erkundet werden, um die Ursache ihrer Schwierigkeiten zu finden. Die Forschung des letzten Jahrzehnts hat aufgezeigt, dass in sehr vielen dieser Fälle Wahrnehmungsschwächen bzw. Entwicklungsrückstände im Bereich des Hörens und Sehens vorliegen. Diese liegen nicht in den Sinnesorganen, sondern in der Sinnesverarbeitung im Gehirn. Früher haben wir dennoch generell allen Kindern zuerst einen Besuch bei Augenarzt und HNO-Arzt empfohlen, um diese Ursachen auszuschließen. Jedoch kamen fast alle ohne Befund aus diesen Untersuchungen heraus. Nur Tests der Sinnesverarbeitung konnten die Schwierigkeiten dieser Kinder entlarven.
Was ist ein LRS-Test ?
Weil LRS die Abkürzung für Lese-Rechtschreib-Schwäche ist, würde man annehmen, dass bei einem LRS-Test das Lesen und die Rechtschreibung getestet werden sollten. Das ist aber in zweifacher Hinsicht falsch.
Erstens hängen natürlich Lesen und Schreiben zusammen. Das Überprüfen der Rechtschreibung ist aber einfacher. Daher wird meist ein reiner Rechtschreib-Test durchgeführt. Dies gilt insbesondere an Schulen. Der Grund dafür wird gleich klar werden.
Das wäre nicht problematisch, wenn alle Beteiligten wüssten, was das bedeutet. Der reine Rechtschreib-Test kann nicht einmal zwischen Lese-Rechtschreib-Schwäche und Lese-Rechtschreib-Störung (Legasthenie) unterscheiden, geschweige denn darüber hinausgehende Aussagen über die Ursache der LRS machen.
Er hilft daher nicht bei der Auswahl der richtigen Therapie!
Das wäre aber zumindest bei einem Teil der Betroffenen wichtig, nämlich bei denen mit Legasthenie. Es sind nicht alle Kinder gleich, aber ohne weitere Tests kann man die LRS-Schüler ohne Legasthenie nicht von denen mit unterscheiden.
Der Rechtschreib-Test ergibt meist ergibt nur das, was ohnehin schon bekannt ist, sonst wäre er nicht durchgeführt worden. Er bestätigt nur nochmal, dass ein Problem vorliegt.
Meist wird ein reiner Rechtschreib-Test da angeboten, wo ohnehin alle Kinder die gleiche Therapie erhalten. Das gilt insbesondere an Schulen, wo meist überhaupt nicht zwischen LRS und Legasthenie unterschieden wird, und wo daher alle Kinder mit LRS den selben zusätzlichen Förderunterricht erhalten. Einem Teil der Schüler hilft das, einem Teil nicht.
Zweitens muss für eine Abgrenzung von Legasthenie mindestens zusätzlich ein Intelligenz-Test und ein Anamnese-Gespräch durchgeführt werden, um die in der Legasthenie-Definition angegebenen möglichen Ursachen von Legasthenie auszuschließen. Einige Intelligenz-Tests gestatten eine sehr detaillierte Auswertung, die auch Aussagen über Konzentration, Kurzzeitgedächtnis, Hörwahrnehmung und weitere Fähigkeiten gestatten. Darüber hinaus können weitere Tests die individuellen Stärken und Schwächen eines Kindes aufzeigen, und so den Weg zu einer Therapie weisen.
Tipp: Wenn bei Ihrem Kind ein Rechtschreib-Test und/oder Intelligenz-Test durchgeführt wird oder wurde, lassen Sie sich bitte das detaillierte Ergebnis aushändigen, oder erfragen Sie sich zumindest den Namen des Tests. Das wäre wichtig für den Fall dass später weitere Untersuchungen durchgeführt werden sollen, denn es gibt nur eine begrenze Anzahl verfügbarer normierter Tests und eine Wiederholung des selben Tests würde das Ergebnis verfälschen.
Häufigkeit von Legasthenie
Zur Frage, wie viele Kinder betroffen sind, gibt es viele unterschiedliche Angaben.
Die Ursache für die Unterschiede liegt zum Teil darin, dass verschiedene Definitionen verwendet werden: mal ist in Wahrheit die Lese-Rechtschreib-Schwäche gemeint, mal wird eine größere oder kleinere Diskrepanz zwischen der Leistung und der Intelligenz gefordert, mal wird nur Lesen oder Schreiben gemessen und mal beides. Häufig wird nicht gesagt, was genau gemeint und wie es definiert ist.
Hier unser Versuch einer Zusammenfassung:
Unter Legasthenie (auch Lese-Rechtschreib-Störung oder Dyslexie) leiden etwa 3% bis 4% eines Jahrgangs. Jungen sind etwa doppelt so häufig wie Mädchen betroffen. Unter den allgemeineren Begriff Lese-Rechtschreib-Schwäche fallen bis zu 10% der Schüler.
Auswirkungen von Legasthenie
Nebenwirkungen
Legastheniker haben eigentlich „nur“ Schwierigkeiten mit Lesen und Rechtschreibung, d.h. mit dem Schulfach Deutsch und ggf. Fremdsprachen. Jedoch kommen meist rasch Probleme in weiteren Schulfächern hinzu, bei denen dies auf den ersten Blick nicht zu erwarten wäre. Dies betrifft auch Fächer, in denen die Betroffenen anfangs gute Noten erzielten, sogar Fächer wie Mathematik und Naturwissenschaften.
Ursache
In höheren Klassen werden die Aufgaben als Text-Aufgaben gestellt und müssen mit Text in ganzen Sätzen beantwortet werden, auch wenn das Ergebnis eigentlich eine Zahl ist. Hier haben Legastheniker beim Lesen der Aufgabe Verständnisprobleme und benötigen sowohl für das Lesen, als auch für das Verfassen der Antwort viel mehr Zeit als die anderen Kinder, und somit mehr, als von den Lehrern für die Bearbeitung der Aufgaben eingeplant wurde. Teilweise reagieren auch Lehrer sogar in naturwissenschaftlichern Fächern auf Rechtschreibfehler in den Antworten mit Notenabzug.
Auswirkungen
Dies führt zu schlechten Noten in sehr vielen oder gar in allen Fächern, obwohl die Kinder eigentlich in einigen Fächern gute Leistungen erbringen könnten. Als Konsequenz daraus lernen die Kinder rasch, dass Lernen und Anstrengung ihnen nichts nutzen und lernen dann wirklich nichts mehr. Sie geraten dadurch in einen Teufelskreis, aus dem sie ohne fremde Hilfe kaum mehr herauskommen.
Dazu kommt, dass Betroffene meist fälschlicherweise von anderen Kindern, Lehrern und sogar Eltern als dumm und/oder faul angesehen werden, weil die anderen es nicht besser wissen und dies die einfachste Erklärung ist. Die Betroffenen halten sich schließlich selbst für dumm. Dies untergräbt ihr Selbstvertrauen und kann auch zu starken psychischen Problemen und aggressivem Verhalten führen.
Daher entwickeln betroffene Kinder häufig eine generelle Schulangst. Am Ende wird einem solchen Kind (und den Eltern) gesagt, dass es verhaltensauffällig ist und es daher nicht verwundere, dass es Schulprobleme gibt. Dabei wird Ursache und Wirkung verwechselt.
Auch Eltern und Lehrer sind oft ratlos und irgendwann mit ihrer Geduld am Ende. Die Legasthenie eines Kindes belastet meist das gesamte Familienleben.
Ein Leben ohne Schulabschluss führt meist in die Arbeitslosigkeit. Es gibt Studien, die zeigen, dass Legastheniker, denen nicht geholfen wird, später überdurchschnittlich oft straffällig werden.
Legasthenie-Ursache oder Ursachen
Erscheinungsbild(er) der Legasthenie
Legasthenie kann sehr viele Gesichter haben, weil das Lesen und Schreiben eine höchst komplexe Leistung unseres Gehirns darstellt. Sehr viele Funktionen des Gehirns werden dafür benötigt. Wenn eine oder mehrere von ihnen nicht fehlerfrei arbeiten, kommt es zu einer unzuverlässigen Beherrschung der Schriftsprache, bzw. das Erlernen wird erschwert oder – im Extremfall – verhindert. Der Vielzahl von Fehlfunktionen entspricht einer Vielfalt von Erscheinungsbildern. Aus diesem Grund kann von der einen Ursache sicher nicht die Rede sein.
Der Doppelwürfel macht die verschiedenen Gesichter von Legasthenie sichtbar
Leider wird von einzelnen Berufsgruppen immer wieder der eine oder andere Aspekt in den Vordergrund gestellt, wobei dann die anderen „vergessen“ werden. Dies wird in der Abbildung dadurch deutlich, dass man sie drehen kann und dann jeweils einen Aspekt leicht lesen kann, während die anderen schwer zu lesen sind (weil sie z.B. gerade auf dem Kopf stehen). Jeder einzelne der gezeigten Bereiche kommt als Ursache für Legasthenie infrage.
Was fehlt dem Legastheniker
Aus dem Erscheinungsbild kann man sehen, dass bei weitem nicht alle möglichen Komponenten einer diagnostischen Erfassung zugänglich sind. Aber es gibt mögliche Zusammenhänge zwischen den möglichen „Ursachen“ und messbaren Funktionen des Gehirns. Das Diagramm zeigt diese Zusammenhänge:
Am ehesten kann man sagen, dass Legasthenie meist eine neurobiologische Schwäche ist, eine fehlerhafte Verarbeitung von Informationen im Gehirn. Sie geht meist mit Störungen in der visuellen und/oder auditiven Informationsaufnahme und –verarbeitung einher.
Auch bei in den ersten Lebensjahren aufgetretenen Sprachentwicklungsstörungen, die durch Hörschwächen bedingt waren, muss man immer das spätere Auftreten von Legasthenie im Auge behalten.
Symptome von Legasthenie
Eine umschriebene Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) zeigt sich in der Regel deutlich zwischen dem zweiten und vierten Schuljahr.
Erkennungsmerkmale
Die meisten Kinder machen beim Erlernen von Lesen und Schreiben zunächst die gleichen Fehler. Normalerweise werden diese Fehler durch Üben nach kurzer Zeit überwunden.
Typisch für Legasthenie ist, dass keine oder kaum eine Besserung eintritt, dass selbst einfache Worte, die schon gekonnt wurden, am nächsten Tag immer wieder neue Probleme machen, dass alles Üben allenfalls am Anfang des Lesen-Lernens Erfolge zeigt, aber bald praktisch keinen weiteren Nutzen mehr bringt. In der internationalen Klassifikation der Krankheiten ICD-10 wird sogar als Teil der Definition von Legasthenie genannt: „Rechtschreibstörungen […] persistieren oft bis in die Adoleszenz“, d.h. sie verfolgen die Betroffenen ein Leben lang.
Typische Erkennungsmerkmale von Legasthenie sind u.a.:
- Schwierigkeiten beim Lese-Verständnis und/oder flüssigen Lesen und/oder bei der Rechtschreibung, daher sehr schlechte Noten in Deutsch besonders in der Rechtschreibung bei Diktaten, jedoch zumindest anfangs häufig bessere Leistungen in anderen Schulfächern.
- keine deutliche Besserung durch vermehrtes Üben
- häufiges Auftreten gleichartiger Rechtschreib-Fehler, jedoch wird das gleiche Wort nicht immer gleich falsch geschrieben. Häufig gemachte Fehler sind zum Beispiel:
- Vertauschen der Reihenfolge von Buchstaben
- Verwechseln symmetrischer Buchstaben: q mit p und d mit b
- Verwechseln ähnlich klingender Buchstaben: d und t
- Auslassungen und Verdoppelungen
Allerdings treten solche Fehler auch bei anderen Kindern auf, nur eben nicht so häufig. Nicht die Art der Fehler, sondern die Häufigkeit gibt den Ausschlag. Auch treten nicht bei allen Legasthenikern die gleichen Fehler auf, Legasthenie kann viele Gesichter haben.
Häufige Begleiterscheinungen
Bei Legasthenie treten häufig auch auf:
- allgemeine visuelle und/oder audive Wahrnehmungsstörungen
- visuelle Aufmerksamkeitsprobleme
- Rhythmusstörungen
- Auffälligkeiten der Grob- und Feinmotorik
Diese können eventuell bereits im Vorschulalter beobachtet werden, dürfen aber nicht mit Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität verwechselt werden, die später auch oft mit Legasthenie einhergehen.
Spätfolgen
Wird die Legasthenie nicht rechtzeitig erkannt und das Kind nicht zusätzlich gefördert, geht den Kindern der Spaß an der Schule schnell verloren, es treten Verhaltensstörungen auf, die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder kann behindert werden. Diese sekundären Erscheinungen werden zu leicht mit Ursachen der Legasthenie verwechselt.
Test bzw. Diagnose von Legasthenie
Eine gute Diagnose bringt mehr, als Gewissheit, sie zeigt auch Lösungswege auf.
Abgrenzung
Häufig wird bei kostenlosen Angeboten als Legasthenie-Test nur ein Lese- und/oder Rechtschreib-Test durchgeführt. Dies reicht nicht aus, um Legasthenie (Dyslexie) von allgemeinen Lese/Rechtschreib-Schwierigkeiten oder generellen Lern-Schwierigkeiten abzugrenzen (Grund: siehe Definition von Legasthenie). Wenn Sie eine Bescheinigung einer Legasthenie-Diagnose für die Schule benötigen, muss die Untersuchung gewisse Mindestanforderungen erfüllen.
Mindest-Anforderung zur Identifikation sind die Untersuchung von:
- allgemeine intellektuelle Fähigkeiten, auch die nicht-verbale Intelligenz
- Vergleich dieser Resultate mit den Lese- und Rechtschreib-Fertigkeiten
- Erfassung der Sprach-Entwicklung und Sprach-Verständnis
Trauen Sie keinem Test, der diese Mindest-Anforderung nicht erfüllt und lassen Sie sich immer einen schriftlichen Befund-Bericht ausstellen, in dem die durchgeführten Messungen und Ergebnisse dokumentiert und deren Bedeutung erläutert sind. Wenn Sie später anderswo eine ausführlichere Diagnose machen lassen möchten, ist es wichtig zu wissen, welche Tests schon durchgeführt wurden, weil bei Wiederholung des selben Tests falsche Ergebnisse geliefert werden und es nur wenige dafür geeignete Intelligenztests gibt.
Ursachen-Suche
Die Legasthenie-Diagnose allein kann zwar für die Betroffenen schon eine große psychische Erleichterung und eine große Hilfe beim Gespräch mit den Lehrern sein, sie allein hilft jedoch nicht bei der Suche nach eventuellen Therapie-Möglichkeiten.
Daher sollten zur Ermittlung mitverursachender Faktoren weitere Untersuchungen durchgeführt werden, z.B.
- allgemeine Konzentration und Aufmerksamkeit
- fachärztliche Untersuchung von Augen und Ohren
- visuelle und akustische Wahrnehmung und Differenzierungsleistungen (dies meint nicht die Sinnesorgane, sondern die Verarbeitung im Gehirn)
Auch eine ausführliche Auswertung eines detaillierten Intelligenztests kann bereits wertvolle Hinweise auf unterschiedliche Leistungen in verschiedenen geprüften Teilaspekten liefern.