Die Vorsorge während der Schwangerschaft ist sehr wichtig, um Gesundheitsrisiken für die werdene Mutter und dem Baby auszuschließen. Wir zeigen Ihnen, welche Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft wann und mit welcher Häufigkeit durchgeführt werden sollten. Außerdem werden Sie über mögliche Krankheiten in der Schwangerschaft informiert.
Inhalt
Die erste Vorsorgeuntersuchung
Sie haben erste Schwangerschaftsanzeichen bemerkt? Dann sollten Sie sofort einen Termin bei Ihrem Frauenarzt ausmachen. Bei der ersten Vorsorgeuntersuchung werden Sie ausführlich zu Ihren Vorerkrankungen befragt (Anamnese). Der Arzt wird Gebärmutter und Muttermund untersuchen sowie Ihre Schwangerschaftsvermutung mit Hilfe des Ultraschalls bestätigen. Außerdem werden Ihr Blutdruck, Puls und Gewicht gemessen. Der Arzt wird Blut aus Ihrer Armvene entnehmen, um Ihre Blutgruppe, den Rhesusfaktor und den Hämoglobin-Wert (Anzahl der roten Blutkörperchen) bestimmen zu können. Zudem wird das Blut auf Toxoplasmose (nur bei Frauen mit erhöhtem Risiko), Hepatitis, Antikörper gegen Röteln sowie HIV untersucht. Ein Bluttropfen wird nun auch regelmäßig aus Ihrer Fingerspitze entnommen, um den Eisengehalt im Blut zu messen. Dieser Wert gibt Aufschluss darüber, ob Ihr Baby genügend Sauerstoff bekommt. Notfalls muss der Eisengehalt durch Einnahme von Eisentabletten ausgeglichen werden. Auch Ihr Urin wird auf Eiweiß (Hinweis auf eine Schwangerschaftsvergiftung), Zucker (Hinweis auf Diabetes), Blut und Nitrit (Hinweis z.B. auf Harnwegsinfektion) untersucht. Sie erhalten anschließend den Mutterpass ausgehändigt. Hier werden alle ermittelten Informationen und zukünftigen Untersuchungen dokumentiert.
Blutgruppenzugehörigkeit
Blutgruppenzugehörigkeit AB0: Haben Sie die Blutgruppe A, B, AB oder 0? Eine Blutuntersuchung wird zeigen, welcher der vier möglichen Blutgruppen Sie angehören. Wenn eine Bluttransfusion vorgenommen wird, muss die Blutgruppe bekannt sein, denn nicht jede Blutgruppe „verträgt“ sich mit der anderen. Auch der Vaterschaftsnachweis kann über die Blutgruppenbestimmung erfolgen.
Antikörper-Suchtest
Es gibt zwei unterschiedliche Rhesusfaktoren (Rh). Menschen mit einem positiven Rh-Faktor haben ein Eiweiß-Anhängsel an den roten Blutkörperchen. Liegt ein negativer Rh-Faktor vor, fehlt dieses Anhängsel. Wenn nun eine Frau mit einem negativen Rh-Faktor ein Kind von einem Mann mit positiven Rh-Faktor erwartet, dann besteht eine große Chance, dass auch das Kind einen positiven Rh-Faktor besitzt. Normalerweise kommt es während der Schwangerschaft nicht zum direkten Blutaustausch zwischen Mutter und Kind, spätestens jedoch während der Entbindung, was fatale Auswirkungen haben kann. Der Körper der werdenen Mutter (Rh-negativ) identifiziert die Blutkörperchen des Kindes (Rh-positiv) als Fremdkörper und bildet sofort Anitkörper dagegen. Bleiben diese Antikörper unentdeckt, kann es bis zur lebensbedrohlichen Blutarmut des Kindes führen. Tritt eine Rhesusunverträglichkeit während der Schwangerschaft auf, erhält die werdene Mutter ein Anti-D-Serum gespritzt. Es bewirkt, dass die Mutter keine Anitkörper im Blut bildet. Der Antikörper-Suchtest zeigt, ob sich im mütterlichen Blut Antikörper gebildet haben, die schädlich für das Ungeborene sein können.
Röteln-HAH Test
Der Röteln-Hämagglutinationshemmungstest gibt Aufschluss, ob die Mutter bereits Antikörper gegen das Rötelnvirus gebildet hat oder nicht. Dabei spielt die Höhe des sogenannten Titers eine Rolle. Ist dieser ausreichend hoch, geht man davon aus, dass die Schwangere durch eine Infektion in der Kindheit oder aber auf Grund einer Impfung gegen Röteln immun ist. Röteln sind eigentlich harmlos, aber wenn sie in der Schwangerschaft in den ersten vier Monaten auftreten, kann das negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Ungeborenen haben. Falls keine Immunität vorliegt, sollten Schwangere den Kontakt zu Erkrankten unbedingt meiden oder bei Verdacht einer Ansteckung sofort einen Arzt kontaktieren.
Chlamydia trachomatis
Chlamydien sind Bakterien und können Erkrankungen im Augen,- Atemwegs- und Genitalbereich auslösen. Chlamydien-Infektionen zählen zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Zur Erkennung dieser Krankheit entnimmt der Arzt einen Abstrich aus dem Muttermund. Stellt das Labor anschließend Chlamydien fest, wird der Arzt eine entsprechende Behandlung vornehmen. Wenn eine Chlamydien-Infektion unerkannt bleibt, kann es im Laufe der Schwangerschaft zu vorzeitigen Wehen und frühzeitigem Blasensprung kommen. Während der Geburt kann sich das Baby infizieren und dann an einer Augen- oder Lungenentzündung erkranken.
HBs-Antigen
Kurz vor dem errechneten Geburtstermin erfolgt eine Blutuntersuchung nach Erregern der Hepatits B. Hepatits B ist eine infektiöse Leberentzündung, die durch Viren hervorgerufen wird und noch nicht therapiert werden kann. Wurde eine Infektion der Mutter festgestellt, so wird das Neugeborene nach der Geburt dagegen geimpft, um eine Ansteckung zu verhindern.
LSR (Lues-Such-Reaktion)
Die Lues oder Syphilis ist eine Geschlechtskrankheit, die sexuell übertragen wird. Bleibt die Krankheit unerkannt oder unbehandelt, so kann diese dem Baby gefährlich werden. Das Ergebnis wird zwar dem Arzt bekanntgegeben, allerdings nicht aus Datenschutzgründen im Mutterpass vermerkt.
Toxoplasmose
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die bei den meisten Menschen mit einem gesunden Immunsystem beschwerdefrei verläuft. Eher selten treten grippale Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Schwellung der Lymphknoten auf.
Ausgelöst wird die Krankheit durch den Parasiten Toxoplasma gondii. Katzen dienen dem Erreger oftmals als Hauptwirt. Die Eier des Parasiten werden über den Katzenkot ausgeschieden. Durch Staub oder Wind kann der Erreger auf den Menschen oder Schlachttiere übertragen werden. Über die anschließende Nahrungskette können somit auch rohe Eier, nicht richtig erhitztes Fleisch und Rohmilchprodukte Träger des Parasiten sein. Aber auch ungewaschenes Obst und Gemüse stellen eine Infektionquelle dar.
Sollte sich eine Frau während der Schwangerschaft erstmals mit dieser Krankheit infizieren, kann der Erreger das Ungeborene schwer schädigen und im schlimmsten Fall ihn auch töten. Erfolgte vor der Schwangerschaft eine Infektion mit dem Erreger, so hat das Immunsystem bereits Antikörper gebildet. Eine Schädigung des Ungeborenen ist dann nicht mehr zu befürchten. Über eine Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob Anitkörper im Blut vorliegen. Der Bluttest wird in der Regel nicht von den Krankenkassen gezahlt. Ausnahmsweise nur, wenn der Arzt einen konkreten Verdacht hat, dass die Schwangere Kontakt mit einer Katze hatte. Ist der Körper noch nicht immun, so sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden:
- Den Kontakt zu Katzen möglichst meiden
- Kein rohes Fleisch zu sich nehmen
- Obst und Gemüse gründlich abwaschen
Ultraschall
Gesetzlich vorgesehen sind mindestens 3 Ultraschalluntersuchungen. Oftmals wird jedoch bei der ersten Vorsorgeuntersuchung ein Ultraschall vorgenommen, um die Schwangerschaft zu bestätigen. In der 9. – 12. Woche kann der Arzt beurteilen, ob das angenommene Schwangerschaftsalter nach der letzten Regelblutung stimmen kann und berechnet nochmals den Geburtstermin. Ob das Baby normal entwickelt ist oder ob sogar Mehrlinge zu erwarten sind, überprüft der Arzt in der 19. – 22. Woche. In der 29. – 32. Woche werden Gewicht, Größe und Kopfumfang des Babys ermittelt und überprüft, ob sich die Organe richtig entwickelt haben.
Herztöne
Die Herztöne des Ungeborenen werden ab der 12. Schwangerschaftswoche mit Hilfe des Ultraschalls untersucht. Die Anzahl der Herzschläge sowie der Rhythmus können auf das Wohlbefinden oder gesundheitliche Einschränkungen des Ungeborenen hinweisen. Der Herzton-Wehenschreiben (CTG) kommt gegen Ende der Schwangerschaft zum Einsatz.
Schwangerschaftsdiabetes – Glukosetoleranztest
Wie der Name erkennen lässt, ist die Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) eine Erkrankung, die sich während der Schwangerschaft entwickelt.
Hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft können einen erhöhten Blutzuckerwert bewirken. Das Hormon Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, ist der blutzuckersenkende Gegenspieler. Der Anstieg des erhöhten Blutzuckers muss von der Schwangeren durch die verstärkte Ausschüttung von Insulin ausgeglichen werden. Gelingt dieser Ausgleich nicht, entwickelt sich eine Schwangerschaftsdiabetes.
Die Erkrankung verläuft für die Schwangere beschwerdefrei. Erst zum Ende der Schwangerschaft können ein erhöhter Fruchtwassergehalt und verstärkter Durst der Schwangeren Indikatoren für eine Schwangerschaftsdiabetes sein. Für das Ungeborene nicht folgenlos, denn eine „Überzuckerung“ führt zu einem unnormalen Wachstum und Missbildungen. Auch stört die Schwangerschaftsdiabetes die Funktion des Mutterkuchens. Die daraus resultierende Mangelversorgung kann zu einer Fehlgeburt führen.
Der Glukosetoleranztest gibt Aufschluss darüber, ob eine Schwangerschaftsdiabetes vorliegt. Zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche sollte der Test durchgeführt werden. Allerdings wird dieser Test nur von der Krankenkasse bezahlt, wenn die Schwangere ein erhöhtes Risiko aufweist, daran zu erkranken. Risikofaktoren für eine Schwangerschaftsdiabetes können sein:
- Übergewicht
- Erbliche Vorbelastung
- Schwangerschaft über 30 Jahre
- Gestationsdiabetes bei einer vorangegangen Schwangerschaft
Wurde ein erhöhter Blutzuckerwert festgestellt, erfolgt eine Ernährungsberatung und Umstellung. Mit einer speziellen Diät lässt sich eine leichte Abweichung vom normalen Blutzuckerwert wieder in den Griff bekommen. Bei extremen Fällen muss Insulin gespritzt werden. Nach der Geburt verschwindet die Schwangerschaftsdiabetes wieder.